Werbung für Stalking-Apps: Ein Team reicht Beschwerde gegen Google ein
Google bewirbt Stalking-Apps in seiner Suche.
Veröffentlicht am: 4. November 2024

Werbung für Stalking-Apps: Ein Team reicht Beschwerde gegen Google ein

Google unterstützt den Vertrieb von Apps, die eigens zur heimlichen Überwachung von Privatpersonen konzipiert sind. Gemeinsam mit der Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V. reichen wir deshalb eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur und der Europäischen Kommission ein.

PRESSEMITTEILUNG | Berlin, 4. November 2024 – Gemeinsam mit der Organisation Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V. (GFF), die sich für digitale Grundrechte einsetzt, reichen wir heute bei der Bundesnetzagentur und der Europäischen Kommission Beschwerde gegen Google ein. Gegenstand der Beschwerde sind Werbeanzeigen sogenannter Stalking-Apps (Stalkerware): Laut Vorgaben des Digital Services Act (DSA) sind Plattformen wie Google dazu verpflichtet, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt zu verringern. Dieser Verpflichtung wird Google aktuell nicht gerecht.

„Stalking-Apps sind ein wesentliches Instrument zur Ausübung von Gewalt gegen Frauen. Denn sie ermöglichen es Täter*innen massiv in die Privat- und Intimsphäre ihrer Partner*innen einzugreifen. Diese digitale Gewalt endet oft nicht online. Große Plattformen und Suchmaschinen sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und müssen Maßnahmen treffen, um zu verhindern, dass Stalking-Apps über ihre Dienste beworben werden“, sagt Simone Ruf, Juristin und stellvertretende Leiterin des Center for User Rights der GFF.

Cyberstalking-Apps ermöglichen es, (Ex-)Partner*innen – betroffen sind vor allem Frauen –, umfassend heimlich zu überwachen. Es ist zum Beispiel möglich, Nachrichten mitzulesen, Telefonate abzuhören und die Kamera unbemerkt ein- und auszuschalten. Vordergründig bewerben Hersteller die Apps oft als Programme, die auch dem Kinderschutz dienen. Allerdings haben echte Kinderschutz-Apps ganz andere Funktionen und sind auf dem Gerät sichtbar. Stalking-Apps werden hingegen heimlich installiert und sind auf dem Smartphone für Betroffene nicht auffindbar.

Betroffene brauchen Unterstützung – auch von Tech-Firmen

Bei der Suche nach Möglichkeiten, eine andere Person zu überwachen, spielt Google Anzeigen für Stalking-Apps aus: Die kostenpflichtige Werbung, die ganz oben in den Suchergebnissen angezeigt wird, wird mithilfe von künstlicher Intelligenz und auf Grundlage von Analysen des bisherigen Nutzungsverhaltens optimiert. Die Anzeigen werden explizit auf die Nutzer*innen zugeschnitten. Werbeanzeigen wie diese, mit denen Google Milliarden verdient, tragen zu dem klar erkennbaren Aufwärtstrend bei der Verwendung und dem Angebot solcher Apps bei. Mit der gezielten Bewerbung erleichtert Google es somit Stalker*innen, Apps zu finden und öffnet Cyberstalking und Gewalt gegen Frauen damit Tür und Tor.

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass Stalking-Apps überhaupt legal sind. Wer ihren Vertrieb unterstützt, spielt Stalkern und Unternehmen in die Hände. Gleichzeitig geht der Beratungsaufwand zu digitaler Überwachung durch die Decke. Betroffene und Beratungsstellen brauchen jetzt Solidarität und Unterstützung – auch von großen Tech-Firmen!“, sagt Isa Schaller, IT-Beraterin und Fortbilderin bei Ein Team gegen digitale Gewalt.

Mit dieser Beschwerde wollen wir gemeinsam mit der GFF die Kommission dazu auffordern, ein Verfahren gegen Google zu eröffnen. Damit soll die Bewerbung von Stalking-Apps über die Suchmaschine verhindert und so die Auffindbarkeit und Nutzung der Apps durch Stalker*innen signifikant verringert werden.

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